MARIE KONRAD
ALLEMAGNE I FRANKREICH
„Das war doch genauso wie mit der Strahlung bei Tschernobyl. Johanna: Die hat an der Grenze aufgehört. Christoph: Das ist ein blödes Beispiel, aber das spiegelt genau das wieder. Die Deutschen haben Alarm gemacht: Von Tschernobyl, durch den Reaktorunfall kommt eventuell ein kleiner Vorlaut, also kommt radioaktiver Regen, man muss aufpassen und von Frankreich nicht. Nichts. Das hört an der Grenze auf. Das geht nicht nach Frankreich.“ – Johanna & Christoph
„Wir sind ja immerhin noch mit zwei bis drei verschiedenen Geldbeuteln in Urlaub gefahren, mit einem Pass, und haben dann gehofft, dass an der Grenze keiner kontrolliert oder sowas. Du hast wahrscheinlich noch nie eine Grenzkontrolle erlebt, das heißt so dieses ‚Wir fahren jetzt nach Frankreich‘ – wenn dir dann keiner sagt: ‚So, jetzt sind wir in Frankreich.‘ – dann merkst du es ja nicht. Trotzdem – vielleicht geht es ja schon los beim Wetterbericht: Da ist ja nur Deutschland drauf, als gäbe es woanders kein Wetter.“ – Tobi
„Was in meiner Kindheit Grenze war, das war Zweibrücken, die Grenze zum Reich. Da ist man auch sehr kontrolliert worden. Ich weiß, dass wir manchmal, oder einmal rüber gefahren sind, um irgendeinen Mantel zu kaufen. Die Kinder haben Mäntelchen bekommen oder was weiß ich und dann durfte man dem Zöllner nicht sagen, dass der neu ist. Also die Grenze war viel schlimmer im Kopf, also ins Reich, als die nach Frankreich.“ – Karin
„Grenzen wird es immer geben. Aber nicht diese harten Grenzen. Also Grenzen im Denken, in Kulturen, in Entwicklungen wird es immer geben. Aber das ist ja auch Vielfalt, das finde ich nicht unbedingt schlecht. Man kann hier im Grenzgebiet auch viel Positives aus der Lage gewinnen.“ - Susanne
„Das war immer ein Drama, wenn wir früher einen Schulausflug gemacht haben. Vorher das Geld tauschen, die Franken gegen D-Mark. Wir fahren über die Grenze, wir fahren ins Reich. Wir haben uns wirklich gefragt, wo wir da hinfahren. Das war für uns eine andere Welt. Und da wollten wir uns natürlich von überall ein Andenken mitnehmen, wo man heute denkt, wir wären nach Amerika gefahren.“ - Waltraud
„[...] Ich bin mit Grenzkontrollen groß geworden. In meiner Kindheit war das normal, das im Zollhaus jemand sitzt und es war ein schönes Gefühl, zu sagen, Europa rückt ein bisschen zusammen, die Grenzen sind offen, das war schön. Und bei Corona – die Kontrollen hätten auch anderswo sein können, also die müssen nicht unbedingt nur an der Grenze gewesen sein. Sie waren halt so, weil die Länder sich doch schon ein bisschen abgeschottet haben gegenüber den anderen, aber sinnvoll, verständlich.“ - Christoph
„Auch meine Mutter, die ja Französin war, die war eigentlich froh, dass sie in der Dorfgemeinschaft überhaupt angenommen wurde als Feindesfrau oder wie man das sagen soll, aus dem Feindesland. Die hat dieses Französische auch nicht forciert, was ich sehr bedauere. Weil, das hätte man spielend mit gelernt. So würde man heute Kinder erziehen. Die Mutter spricht mit ihnen französisch. Der Vater deutsch. Das hat man damals nicht gewagt. Da hat man schon gemerkt: Es ist ein Gewinner und ein Verlierer.“ – Karin